Wochenbettdepression - ein Erfahrungsbericht

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Wenn sich das Wochenbett ganz anders anfühlt, als erwartet 

Nicht immer ist das Wochenbett rosarot und hellblau. Nicht immer freudenstrahlend und voller Zufriedenheit. Manchmal ist es anders und alles andere als schön. Ein kleiner Erfahrungsbericht. 

Doula Doris Schiener erzählt von ihrer postpartalen Depression: 

  • wie sie zu erkennen ist 
  • wie ihr Weg war 
  • und was ihr geholfen hat 
  • Wichtige Ressourcen 

Was ist eine postpartale Depression und was ein Babyblues? 

Der Unterschied zum Babyblues ist, dass die Depression bleibt und der Babyblues nach ein paar Tagen wieder vergeht. Die Hormonumstellung der Frau nach der Geburt kann für ein paar sogenannte Heultage sorgen und auch hierbei kann die Frau ängstlich, überfordert, weinerlich, etc. sein, aber die Depression bleibt leider für länger.  

Diese Gefühle, Emotionen, Gedanken begleiten eine Depression: 

    • Ich lache nicht mehr so häufig  
    • Ich weine öfter als früher  
    • Die Zeit mit dem Baby habe ich mir ganz anders vorgestellt  
    • Ich fühl mich hilflos, allein, unverstanden  
    • Ich bin sehr müde und liege in der Nacht trotzdem wach und kann nicht schlafen  
    • Ich fühle eine innere Unruhe  
    • Ich kann die Zeit mit meinem Baby gar nicht genießen  
    • Es ist mir alles zu viel  

      Wenn du dich bei mehreren Punkten erkennst, könnte es sein, dass du unter einer Wochenbettdepression bzw. postpartalen Depression (kurz PPD) leidest und es wäre gut, deiner Hebamme, GynäkologIn,... davon zu erzählen oder dich an einen der untenstehenden Kontakte zu wenden.  

      Das Wichtigste ist mir, dir zu sagen, dass es sehr gut behandelbar ist und du nicht alleine bist damit. Circa 15% bis 20% aller Mütter und 10% der PartnerInnen erleiden eine postpartale Depression nach der Geburt ihres Kindes Und ich finde, das ist ziemlich viel und die Dunkelziffer liegt bestimmt noch höher. Leider ist es gesellschaftlich noch immer nicht bekannt, dass es vielen jungen Müttern so geht.

        

      "Da stimmt etwas nicht mit mir”  

      Als es mich damals vor 18 Jahren erwischt hat - und ich muss sagen, es kam ganz schleichend, was oft der Fall ist bei einer PPD, (sie kann sogar erst 1 Jahr nach Geburt auftreten) - war ich sehr allein und überfordert und ich hatte keine Ahnung was mit mir los war. Ich wollte seitdem ich Denken konnte ein Kind und dann war dieses Wunschkind endlich da, aber die Freude darüber stellte sich leider nicht wirklich ein. Anfänglich war es ein wenig besser, obwohl ich sehr mit der traumatischen Geburt kämpfen musste. Und im Nachhinein war mir klar, dass auch der Schwindel, der unmittelbar nach der Geburt aufgetreten ist und für ein paar Jahre blieb, damit zu tun hatte.  

      Nach und nach habe ich gemerkt: mit mir stimmt etwas nicht. Mir fehlte die Freude, ich war sehr ängstlich, hatte das ein oder andermal eine Panikattacke (das hatte ich auch noch nie zuvor in meinem Leben, musste auch erst herausfinden was mich da nächtens überrollt hat), fühlte mich leer und antriebslos.   

      Klar, man kommt zu wenig Schlaf und zum Beispiel das Stillen oder auch das nächtliche Flascherl kostet viel Energie, aber mich ließ das Gefühl nicht los, da stimmt was nicht mit mir. Ich fühlte mich immer mehr gefangen in meinem Körper und wollte am liebsten sofort wieder mein altes Leben zurück.   

      Die Wichtigkeit des Wochenbetts  

      Ich liebte mein Kind sehr, aber der Zustand machte mir große Angst und ich fühlte mich sehr überfordert. „Ich bin jetzt für diese Kind mein Leben lang verantwortlich.“ Uff, ja, das kann einem auch schon mal Angst machen oder überfordern. Wir müssen erst in die Rolle als Mutter reinwachsen, auch als Paar muss man sich erstmal finden. Und den berühmten Mutterinstinkt gibt es nicht, das wurde zum Glück schon widerlegt. Wir müssen ja erst den neuen Menschen kennenlernen und in der heutigen Zeit meist ohne viel Hilfe oder Unterstützung. Die Oma oder Tante im Haus nebenan fehlt meistens (früher war das anders, als es ein familiäres Leben im Dorf gab, oder als Großfamilie, da war immer jemand da). Man ist meistens mit dem Baby allein und sollte am besten direkt nach der Geburt gleich alles perfekt und alleine meistern und sowieso wissen was zu tun ist und das am besten rund um die Uhr.  

      Wie wichtig auch vor allem das Wochenbett für die Mutter und ihr Baby ist, um uns langsam an die neue Situation zu gewöhnen und vor allem auch dem Körper, Geist und Seele die Schwangerschaft und Geburt zu verarbeiten, kommt zum Glück langsam aber doch wieder in unsere Gesellschaft zurück. Das Wochenbett sollte ca 6-8 Wochen dauern.  

      Der Weg der Heilung  

      Bis ich das erste Mal zufällig eine Broschüre in Händen hielt, in der meine Symptome aufgelistet waren. Und darüber stand dann „Postpartale Depression“. Erst dann kam das große Aha-Erlebnis. Endlich wusste ich, ich bin nicht verrückt, sondern da gibt es etwas, was nach einer Geburt passieren kann und augenscheinlich nicht mal selten vorkommt. Da war eine große Erleichterung in mir zu spüren, obwohl der Weg zur Heilung noch ein weiteres Jahr gedauert hat.  

      Ich habe als erstes angefangen, die Krankheit anzunehmen und dann habe ich mir Ziele gesetzt. Bis zu meinem Geburtstag wird es mir besser gehen, bis Weihnachten noch besser usw. Und es hat tatsächlich so funktioniert, es waren keine großen Schritte, aber ich habe mich daran festgehalten und ich wusste, dass ich da raus muss.   

      Mein Mann war auch eine große Stütze und war immer da für mich, auch wenn es immer hin und wieder vorkam, dass er von der Arbeit sofort nach Hause fahren musste, weil ich eine Panikattacke hatte oder einfach nicht mehr konnte. Diese Situation war aber alles andere als leicht für ihn und die Beziehung steht da auf einem großen Prüfstand.  

      Aus heutiger Sicht  

      Heute kann ich nur von Herzen empfehlen das nicht alleine zu machen. Es gibt tolle Anlaufstellen, welche ich dir im Anschluss verlinken werde. Es hätte wahrscheinlich nicht 1 ½ Jahre gedauert, wenn ich professionelle Hilfe bekommen hätte.   

      Bei einer Lesung vor ein paar Monaten zu dem neuen Buch von Ulrike Schrimpf „Mythos Mutterglück“ welches ich dir von Herzen empfehlen kann, habe ich mit einer Psychologin gesprochen und ihr erzählt, dass ich mir damals so sehr gewünscht hätte, eine Ansprechperson zu finden, aber ich hätte auch große Angst davor gehabt, ihr die ganze Wahrheit meiner Gefühle und Gedanken zu sagen. Es waren nämlich auch Situationen in diesen 1 ½ Jahren dabei, da hatte ich sehr unschöne Gedanken mich und mein Kind betreffend und diese vor einer Psychologin usw.  auszusprechen, da hätte ich Angst gehabt, dass mir mein Kind weggenommen wird.   

      Und sie hat nur gesagt: „Aber nein, dass du solche Gedanken hattest im Zuge der PPD ist ein ganz normales Symptom und wenn die Frauen zu uns kommen, ist das immer die erste Frage. Damit nehmen wir den Frauen den Druck und sie können meistens zum ersten Mal ganz offen darüber reden. Das Kind hätten wir dir nicht weggenommen“  

      Und natürlich hat mich diese Depression auch noch ein paar Jahre länger beschäftigt. Auch wenn nicht mehr ganz so im Vordergrund, aber sie war da. Auch mit der Beziehung mit meinem Sohn hat es etwas gemacht. Ich hatte ewig Schuldgefühle und habe immer versucht, das irgendwie auszugleichen. Im Zuge einer Geburtsaufarbeitung (16 Jahre nach der Geburt meines Sohnes) war dann endlich noch der letzte Rest geheilt und die Beziehung zu meinem Sohn ist seither wunderschön und auch der Schwindel, der mich immer wieder mal besuchte, ist seit der Aufarbeitung ausgeblieben. Denn dieser steckte noch als Trauma in meinem Körper fest.  

      Hilfe in Anspruch zu nehmen ist so wichtig. Es gibt wirklich Profis, die dir Helfen und für dich da sind.   

        

      Weitere Informationen und Kontakte 

      In meinem Podcast „Vulvarei“ (welchen ich gemeinsam mit meiner Freundin Katharina Oesterreicher  ins Leben gerufen habe, erzähle ich in einer Folge von meiner Postpartalen Depression:  

      Hier geht's zur Folge

        

      Anlaufstellen:  

        

      Hier kannst du anonym und kostenlos anrufen, vielleicht als deine erste Anlaufstelle:  

        

      Ich begleite dich auch sehr gerne auf deinem Weg und bin an deiner Seite, wenn du Unterstützung bei der Suche der passenden Ansprechperson brauchst und ich hör dir auch sehr gerne einfach mal ganz wertfrei zu.  

        

      Du erreichst mich:  

      per Mail: geburtsverliebt@gmail.com  

      meine Website: www.geburtsverliebt.at  

      Instagram: @geburtsverliebt  

       

      Doris Schiener ist Doula und lebt mit ihrem Mann und den beiden Kindern in Wien. Sie begleitet Frauen rund um die Geburt in Wien, Niederösterreich und Burgenland. Gemeisam mit ihrer Freundin Katharina Österreicher hat sie den Podcast "Vulvarei" gegründet und leitet regelmäßig Frauen-Retreats und Frauenkreise.

      www.vulvarei.at

        

        

       

       

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